Union fehlt auch der europapolitische Kompass.
Für Schwarz-Gelb ist die Krise des Wirtschafts- und Finanzsystems nur ein Betriebsunfall. „Schnell zurückkehren zu den alten Regeln", wie die Kanzlerin sagt. Diesem Fehlschluss unterliegt die Union nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene. Die CDU rückt nicht vom Marktradikalismus ab. Sie will kein soziales Europa, sondern hält es für notwendig, im europäischen Binnenmarkt Sozialstandards und Arbeitnehmerrechte weiter abzusenken. Dabei nimmt sie ein Rennen um die niedrigsten Steuern in Europa in Kauf. Doch wir stehen vor einer Zeitenwende. Der Marktradikalismus ist am Ende. Wie reagiert die CDU? Wie auch auf nationaler Ebene macht sie einen Europawahlkampf, der ihre wahren Motive verschleiert. So präsentiert sie zwar die „Soziale Marktwirtschaft“ als Modell für Europa, verteufelt aber gleichzeitig Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft: Ausdehnung der betrieblichen Mitbestimmung auf Europa, Stabilisierung der Sozialsysteme sowie den handlungsfähigen Staat. Weil die Verschleierungstaktik allein nicht hilft, werden zusätzlich Ressentiments bedient: Zum einen soll der Ladenhüter „Türkeibeitritt“ ausländerfeindliche Reaktionen befeuern. Zum anderen behauptet die CDU – sachlich falsch –, die Forderungen der SPD nach einem „Sozialen Europa“ würden eine europäische Harmonisierung und damit eine Senkung des Niveaus der deutschen Sozialstandards bedeuten. Das Gegenteil ist richtig: Das Ziel eines sozialen Europas ist nur zu schaffen, wenn soziale Mindeststandards in Europa gesetzt werden, um Sozialdumping zu verhindern und so dazu beigetragen wird, die hohen deutschen Sozialstandards zu erhalten!