Altshausen - Der Kreisvorstand und die Kreistagsfraktion der SPD im Kreis Ravensburg haben sich an der Altshausener Herzog-Philipp-Verbandsschule zur Situation der Werkrealschule im ländlichen Raum informiert. Schulleiter Georg Mößle stellte dabei auch das pädagogische Konzept dieser offenen Ganztagesschule vor.
Eines schickte der Schulleiter der Haupt- und Werkrealschule Altshausen, Georg Mößle, gleich vorweg: „Die Bilder aus Fernsehen und Zeitung über die Hauptschule entsprechen nicht unserer Realität in Altshausen.“ Mößle wollte an diesem Nachmittag seinen Gästen einen Einblick in diese Schule mit all‘ ihren positiven Seiten vermitteln, ohne jedoch eine „heile Welt“ vorzugaukeln. Und so war beim gemeinsamen Rundgang durch Schule und Ganztagesbereich, die Räume der Schulsozialarbeit eine der ersten Stationen. Sozialarbeiterin Brigitte Reißer stellte dort ihren Arbeitsbereich mit dem Schwerpunkt der „Einzelfallhilfe“ vor. Aber auch das offene Angebot „Schülercafe“ sowie unterrichtsbegleitende Maßnahmen wie Trainingsprogramme zählen zu ihren Aufgaben.
Bei der Vorstellung des pädagogischen Konzeptes stellte Schulrektor Mößle die „Schule als Lebensraum“ ins Zentrum. Das Klassenlehrermodell biete im Gegensatz zum Fachlehrerprinzip eine familiäre Struktur, in der die Erziehungsarbeit einen großen Raum einnehme. 70 Prozent der Lehrertätigkeit sei hier inzwischen Erziehung. Auch der Berufswahlunterricht ab Klasse sieben sei eine wichtige Sache. „Hier soll kein Schüler rausgehen, der nicht weiß was er will“, sagte Mößle. Die Lernzeit, als verbessertes Nachfolgemodell der Hausaufgabenbetreuung, sei ebenfalls ein wichtiger Baustein des Gesamtkonzeptes. Durch enge Zusammenarbeit von Lehrern und pädagogischem Betreuungspersonal würde hier der Unterricht dann am Nachmittag auf freiwilliger Basis nachbearbeitet. Für dieses und die auch anderen Ganztagesangebote stellten die Verbandsgemeinden 30000 Euro jährlich zur Abdeckung von Personalkosten zur Verfügung, erklärte dazu gar Bürgermeister Kurt König.
„Wir gehen raus aus der Defensive“
Doch das schlechte Image der Hauptschulen macht dieser Schulart offenbar zu schaffen. Immer wieder werde betont, wie sehr man die Hauptschule brauche, aber zunächst wolle keiner seine Kinder dorthin schicken, erklärte der Schulleiter zu diesem schwierigen Thema. „Das Selbstwertgefühl der Fünftklässler ist zunächst ganz am Boden“, sagte dazu Sozialarbeiterin Reißer. Die Tatsache, „nur“ ein Hauptschüler zu sein, mache den Kindern erst einmal zu schaffen. Da sei Aufbauarbeit wichtig. Und wie gehe man mit der Angst der Eltern um, wurde von den Gästen nachgefragt. Hier setzt Mößle ganz auf Information: „Wir gehen raus aus der Defensive und geben das Positive nach außen.“ Das Prinzip scheint aufzugehen, denn mit der Öffnung der Schulbezirke in diesem Jahr sind auch die Schülerzahlen an der Altshauser Haupt- und Werkrealschule gestiegen. Besuchten im Jahre 2009 noch 243 Schüler diese Schule, sind es in diesem Schuljahr immerhin 267 Schüler. Diese recht hohe Übergangsquote erhöhe zusätzlich die Qualität, erklärte der Schulrektor. Denn eine gute Mischung aus schwächeren, aber auch stärkeren Schülern im Klassenverband, stärke die Motivation und Leistungsbereitschaft. Auf die Frage, ob auch diese guten Schüler besonders gefördert würden, formulierte Schulleiter Mößle eine klare Zielsetzung. „Wir möchten besonders viele Schüler durch die mittlere Reife bringen.“ Um diese guten Schüler noch stärker fördern zu können, müsse der Unterricht hier noch individueller werden. Ein Ziel, das sich die Schule für dieses Jahr gesteckt habe.
Schwäbische Zeitung 16.09.2010